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Krisengerede

Schon die letzten Wochen wurden hier und bei www.diefalscheneun.com äußerst kritisch beäugt, aber was sich gestern in der ersten Halbzeit in Tel Aviv abspielte, stellte alle vergangenen Ereignisse in den Schatten. Zwar trat die Mannschaft, wie gefordert, mit stark veränderter Aufstellung an, allerdings ließ jeder, ausnahmslos jeder, jeglichen Willen vermissen, sich in diesem Spiel positiv zu präsentieren. Anscheinend war niemand gewillt, sich für die erste Elf anzubieten, sondern schien viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein. Das sich die Truppe von Paulo Sousa dann in einen Rausch spielte, hing weniger mit deren Stärke, als viel mehr mit unserer eklatant grausamen Abwehrleistung zusammen. Warum Zambrano überhaupt spielte, verstehe ich auch am Morgen danach nicht. Dies macht noch immer gar keinen, aber wirklich überhaupt keinen, Sinn, da wir so am Sonntag eine Innenverteidigung aufbieten werden, die so noch nicht zusammengespielt hat. Danke dafür, Herr Veh. Für Sonntag frage ich mich auch ernsthaft, ob es Sinn macht, an Flum und Russ festzuhalten. Beide haben gestern einen – erneut – fürchterlich schlechten Tag erwischt und standen komplett neben sich. Generell fand im Mittelfeld keinerlei Aufbau statt, sodass die Abwehr gar versuchte, dieses durch lange Bälle nach vorne zu überbrücken. Bezeichnend, wenn man überlegt, dass das Mittelfeld in der vergangenen Saison noch unser Herzstück war. Mit Inui hatte einer dieser Mittelfeld”motoren” die Möglichkeit, sich wieder an die erste Elf heranzutasten. Aber was er bot, war nicht mehr als amateurhaft. Viel zu flapsige Ballverluste, eine Fehlpassquote von gefühlten 90% und dazu noch wenig ideenreich. So hilft er keiner Mannschaft der Welt weiter. Und was gegenwärtig mit Anderson los ist, versteht man auch nur schwer. Der einstige Fels in der Innenverteidigung der Eintracht steht seit Wochen neben sich und leistet sich ein ums andere Mal fatale Fehler, die direkt zu Gegentoren führen. Und auch ein Zambrano ist gegenwärtig ein Schatten seiner selbst, einzig sein ständiges Lamentieren gibt es noch in regelmäßigen Abständen zu sehen. Sowieso…andauernd wird in der Innenverteidigung gemeckert. “Foul gegen den Zambrano” hier, “Anderson wird umgestoßen” da, “das Tor darf nicht zählen wegen Abseits” dort. Ständiges “mimimi” anstatt einfach mal seinen verdammten Arsch hochzubekommen und zu kämpfen. Um jeden Zentimeter, um jeden Ballgewinn. Gibt es irgendwo die Möglichkeit, sich für den Rest der Hinrunde zwei neue Innenverteidiger zu leihen? (jk)

Was mir zudem missfällt ist die Tatsache, dass die schlechte Leistung zwar bei Trainer und Führung angekommen ist, jedoch offensichtlich nicht bei der Mannschaft. Da posten die Spieler lieber fröhlich ihre Fotos auf Instagram, Twitter, etc. und gratulieren anderen Spielern zu deren Leistung, anstatt die eigene zu reflektieren. Wir mögen in einem Zeitalter leben, in dem selbiges alltäglich erscheint, aber mir kommt es so vor, als würde dies die nötige Konzentration auf die wesentlichen Dinge – ihre Arbeit auf Trainingsplatz und Spielfeld – verschleiern.

Die gestrige Leistung war peinlich und ein Schlag ins Gesicht für alle mitgereisten Fans, die massig Kohle in einen solchen Trip stecken und dann mit einer solchen Leistungsverweigerung “belohnt” werden. Ja, mit Beginn der zweiten Hälfte lief es etwas besser, die Spieler schienen wenigstens zeitweise bemüht zu sein, ohne jedoch wirklich einen Schlüssel für das Spiel zu finden. Bezeichnend und erschreckend zugleich, ging es hier doch um einen vergleichsweise mäßigen Gegner. Wenn man wirklich jemanden hervorheben will, so könnte man den Namen Schröck fallen lassen, der zwar in Halbzeit 1 auch zum desaströsen Abwehrkollektiv gehörte, sich jedoch in der zweiten Hälfte immens steigerte und viele gute Chancen einleitete. Ansonsten war dies schlichtweg peinlich und auch der vielgelobte Kevin Trapp muss sich die Kritik gefallen lassen, dass er mittlerweile meilenweit von seiner Form der Vorsaison entfernt ist.

Was bleibt? Bis auf leere Portemonnaies der Fans? Bis auf den Schmerz, den ein Fan auch am Tag danach noch verspürt, insbesondere, wenn er von Kollegen darauf angesprochen und vielleicht gar belächelt wird? – Letzter Stopp: Mainz. Sicherlich mit erneut veränderter Elf, leider nicht in allen Mannschaftsteilen. Wer in der Innenverteidigung spielen soll, dies weiß wohl niemand so genau. Vielleicht wird’s Kempf, der in Sachen Mainz jedoch keine guten Erinnerungen haben dürfte. Vielleicht auch Flum, der diese Position ja eigentlich nicht noch schlechter spielen kann, als seine bisherigen Positionen bei der Eintracht. Oder vielleicht auch Russ, der seine Unfähigkeit auf dieser Position ja ebenfalls schon unter Beweis gestellt hat.
Ganz gleich: Wenn die Leistung am Sonntag ähnlich erschreckend wird, wie es in Tel Aviv der Fall war, kann man davon ausgehen, dass die Stimmung auch in Frankfurt langsam kippt. Man sollte aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und nicht erneut offenen Auges in den Abstieg rennen. Vielleicht muss man dann schon im Winter den Schnitt machen und einige der erfolglosesten Kicker zu anderen Vereinen transferieren. Vielleicht. Vielleicht.

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